Von Santina Russo

Ein Geräusch reicht. Oder ein paar Töne – und man weiss: Das sind Yello. Der Klangkünstler Boris Blank und das Multitalent Dieter Meier eroberten in den Achtzigerjahren zuerst die Clubszene von New York und dann die ganze Welt. Mit ihrer experimentellen Musik inspirierte das Zürcher Duo über Jahre Elektropop-, Techno- und Dance-Musik.

Seit über 35 Jahren geben sie ­zusammen Album um Album heraus – die beiden Exzentriker Dieter Meier und Boris Blank. Wahrgenommen wird fast nur einer: Meier. Er ist der Extrovertierte. Als Sohn eines Bankiers wusste Dieter in den 1970ern nicht so recht, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Er wurde Politaktivist, Pokerspieler und dann Performancekünstler, später Sänger, Regisseur, Schauspieler, Maler, Buchautor. Als Getriebener jettet er noch heute unablässig um die Welt – bewegt sich zwischen Los Angeles, Buenos Aires und Hongkong – auf der Suche nach dem nächsten Projekt. Er ist Künstler wie Geschäftsmann: In Zürich ist er an mehreren Restaurants beteiligt, in Argentinien baut er Wein an und züchtet Rinder. Das Fleisch wird im Schweizer Detailhandel mit dem Biolabel verkauft – auf der Packung prangt Meiers Konterfei.

Weit weniger sichtbar ist Boris Blank. Und das findet er gut so. Er ist der Perfektionist, der – so sagt er selbst – nur eine Sache wirklich kann, die aber dafür richtig gut. Blank experimentiert mit Sounds, verwebt diese zu neuen Formen, malt aus Tönen und Rhythmen Klanggebilde. Eingeschlossen in seinem Studio, fühlt er sich wohl, die Öffentlichkeit meidet er, so gut es geht. Interviews gibt er kaum, und seine Bühnenpräsenz ist rar. In 35 Jahren trat er mit seiner Musik ganze fünf Mal live vor Publikum auf.

Mit Portraits von

Boris Blank, Denise Biellmann, Max Bircher, Gottlieb Duttweiler, Richard Ernst, Tom Gabriel Fischer, Daniel und Markus Freitag, H.R. Giger, Globi, Franz Hohler, Daniel Keel, Werner Keiser, Julius Maggi, Dieter Meier, Harald Naegeli, Wim Ouboter, Roger Schawinski, Toni Vescoli, Andreas Vollenweider u.v.m.
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Kennengelernt haben sich die beiden gegensätzlichen Charaktere im August 1978 in der Wohnung von Carlos Perón, der damals mit Blank musizierte. Eingefädelt hatte das Treffen ein gewisser Paul Vajsabel, dessen Plattenladen schweizweit als «Mekka für Fans absonderlicher Musik» galt, wie Daniel Ryser in seinem Buch über Yello schreibt. Blank hatte dem Plattenhändler zuvor schon ein paar seiner Stücke vorgespielt. Vajsabel gefiel die Musik; doch er fand, es fehle eine Stimme. So kam Dieter Meier ins Spiel, der damals gerade als Punksänger unterwegs war. Blank brachte zu diesem Treffen einen ganzen Koffer voller Ideen mit –Musikkassetten, auf denen seine musikalischen Experimente aufgezeichnet waren. Produziert hatte er sie neben seinen diversen Jobs als Grafiker, Fernsehmechaniker oder Kurier jeweils in der Nacht, und das mit rudimentärsten Mitteln. Rückkopplungen und Echos erzeugte er mit einem Revox-Tonbandgerät; später kam ein analoger Synthesizer hinzu: ein Arp Odyssey, ein kleines und bezahlbares Modell. Die Einfachheit seiner Mittel machte Blank mit umso mehr Einfallsreichtum wett: Er war zum Tonjäger geworden. Geräusche aller Art waren seine Beute, die er später verfremdete. So wurde zum Beispiel der Klang eines an die Wand geworfenen Schneeballs in Blanks Sound-Labor zum Bass-Drum. So betrieb der 26-jährige Zürcher, Sohn eines Fabrikarbeiters, eine Art Sampling – lange bevor dieses erfunden war und im digitalen Zeitalter zig Musikrichtungen prägen sollte.

Zu Blanks Musik kam die Stimme von Dieter Meier. Dieser war kein professioneller Sänger, dafür aber einer mit Hingabe: «Bei der ersten Session in Peróns Wohnung hat er ins Mikrofon gebrüllt wie am Spiess», ­erzählt Blank in einem seiner seltenen Interviews auf Radio SRF 3. Der Krach hatte Folgen: Prompt wurde Carlos Perón die Wohnung gekündigt. Von nun an experimentierten Blank und Meier in dessen Studio in der ­Roten Fabrik.

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