Von Barbara Vonarburg

Ein elektrischer Autoheber und eine sich bewegende Reklame für Seidenstrümpfe zählten zu Willy Müllers ersten Erfindungen. Doch weltweit bekannt machte ihn das Ipsophon – der erste ­vollautomatische Telefonbeantworter.

Das Prunkstück des Telefonmuseums im thurgauischen Islikon gehörte einst Aga Khan, einem der reichsten Männer der Welt. Der grosse, fast ein Meter hohe und 164 Kilogramm schwere Metallkasten stand in seinem Ferienhaus in Gstaad: das Ipsophon, der erste vollautomatische Telefonbeantworter der Welt. «Eine Wundermaschine», schrieb die Presse. «Ein Telefon, das denkt und spricht.»
Dass das neuartige Gerät als «geniale Schweizer Erfindung» gepriesen wurde, war eine Folge des Zweiten Weltkriegs. Denn entwickelt wurde der Prototyp Ende der 1930er-Jahre von einem Deutschen, dem Elektrotechniker Willy Müller, der in München eine Firma für Apparateversuchsbau führte. Zwar hat ihm das Reichspostzentralamt in Berlin im Jahr 1942 die Bewilligung erteilt, das Gerät ans deutsche Telefonnetz anzuschliessen; aber aus Angst vor Bombenangriffen lagerte Müller den ersten und einzigen funktionstüchtigen Apparat lieber im Keller einer Münchner Brauerei. In seinen Erinnerungen mit dem Titel Mein Erfinder-Leben schreibt er: «Da ich schon damals an die internationale Vermarktung dieser Erfindung dachte, stellte ich an die Wirtschaftsgruppe Elektroindustrie in Berlin das Gesuch, dieses Gerät bei der Eidgenössischen Telefondirektion in Bern vorstellen zu dürfen.» Der clevere Erfinder wollte seinen Prototyp in der Schweiz in Sicherheit bringen. Sein Antrag wurde im September 1942 bewilligt, wie ein Schreiben, unterzeichnet mit der offiziellen Grussformel «Heil Hitler!», beweist.

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Doch kaum war Müller samt Telefonbeantworter Anfang 1943 nach Bern gereist, gab es unerwartete Schwierigkeiten: Der deutsche Reichspostminister hatte erst jetzt von der Erfindung und der Ausfuhr des Prototyps erfahren. Er eröffnete gegen Müller ein «Verfahren wegen bewusster Industrieverschiebung». «Es wurde mir zur Auflage gemacht, innerhalb 14 Tagen 500 000 Schweizer Franken in Devisen an die deutsche Reichsbank einzubringen», schreibt Müller in seinen Erinnerungen. Auf den ersten Blick scheint das ein aussichtsloses Unterfangen, doch nicht für den Erfinder, der schon früher in der Schweiz Geschäftskontakte geknüpft hatte. Mit Hilfe von Emil Bührle, dem Chef der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon, liess sich die Angelegenheit regeln. Der Prototyp blieb in der Schweiz und wurde in Oerlikon für die Serienfabrikation weiterentwickelt. Dafür durfte Müller als «geheime Reichssache» jeden Monat für 14 Tage in die Schweiz reisen. Sein Labor in München betrieb er weiter. Doch es wurde durch Bombenangriffe 1943 und 1944 zweimal völlig zerstört. «Als der Zweite Weltkrieg dem Ende zuging, kehrte ich nicht mehr nach München zurück, da ich nicht gewusst hätte wohin», schreibt der Erfinder. Seit Frühjahr 1945 habe er seinen Wohnsitz in der Schweiz, sei aber deutscher Staatsbürger geblieben. 1946 gründete er in Küsnacht am Zürichsee die Firma Phonova und liess sich schliesslich in Zollikon nieder, wo er 1992 im Alter von 89 Jahren starb.

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